Das Erleben der Klinikzauberei auf einer pädiatrischen Station


von Amelie Köhrer  |  | 3 Minuten lesen  |  #Presse

In ihrer Masterarbeit hat Amelie Köhrer die Wirkung unserer Klinikzauberei mit einem qualitativen Ansatz untersucht. Hier könnt ihr ihre Zusammenfassung der Ergebnisse lesen.


Den Klinikalltag vergessen – das ist das Ziel eines besonderen Projekts, das seit 2018 am Universitätsklinikum Essen stattfindet. Einmal im Monat verwandeln sich dort drei ehrenamtliche Zauberer in Ärzte und Ärztinnen. In ihrer Dienstkleidung begeben sie sich auf eine „magische Visite“ und besuchen junge Patienten und Patientinnen auf den Stationen der Allgemeinen Pädiatrie (K2) sowie der Hämatologie/Onkologie (K3).

Der Klinikalltag wird durch rund 15 Minuten magische Abwechslung ersetzt. Bälle verschwinden plötzlich, Münzen verändern ihre Größe, und metallene Muttern scheinen von einer Hand zur anderen zu teleportieren. Das Besondere an dieser Zauberkunst? Oft entsteht der Eindruck, dass die Kinder selbst die Magie herbeizaubern, wodurch sie aktiv in die Illusionen eingebunden werden.

Doch was macht diese Besuche so besonders, und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es bisher zur Klinikzauberei? Bisher existieren nur wenige empirische Studien zu diesem Thema. Eine der ersten ist die Masterarbeit „Das Erleben der Klinikzauberei auf einer pädiatrischen Station – Eine qualitative Analyse“, die qualitative Interviews nutzte, um die Perspektiven von Zauberern, Pflegepersonal und einem Vater, dessen Kind Erfahrungen mit Klinikzauberei gemacht hatte, zu beleuchten. Ziel war es, die Forschungsfrage „Wie erleben Kinder und Familien Klinikzauberei auf einer pädiatrisch-onkologischen Station?“ aus verschiedenen Blickwinkeln zu beantworten.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Klinikzauberei erheblich zum Wohlbefinden von Kindern und ihren Familien während des Krankenhausaufenthalts beiträgt. Kinder erleben durch die Zaubershows Freude und Ablenkung, während Eltern die emotionale Entlastung ihrer Kinder als unterstützend empfinden. Sie sehen ihre Kinder in glücklichen Momenten und können für kurze Zeit den Stress des Klinikalltags vergessen.

Durch überraschende Effekte und die aktive Einbindung der Kinder schaffen die Zauberer eine fröhliche Atmosphäre, die die Stimmung der Kinder hebt. Die Freude und Begeisterung während der Zaubershows helfen ihnen, Schmerzen und Ängste zumindest vorübergehend zu vergessen. Auch das Pflegepersonal profitiert, da die Kinder seltener nach den Pflegefachkräften verlangen. Bei anfänglicher Unsicherheit gelingt es den Zauberern meist, Ängste durch Interaktion abzubauen. Herausforderungen wie z. B. Desinteresse aufgrund digitaler Ablenkungen werden professionell gemeistert.

Ein weiteres Schlüsselelement ist die Erfahrung und Sensibilität der Zauberer, die ihre Vorführungen flexibel an die räumlichen und emotionalen Bedürfnisse der Kinder anpassen. Die Balance zwischen emotionaler Nähe und professioneller Distanz ist dabei entscheidend. Ihre Fähigkeit, kulturelle und sprachliche Barrieren durch visuelle Magie zu überwinden, macht die Klinikzauberei international und altersunabhängig einsetzbar. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Tatsache, dass in Situationen, in denen einzelnen Personen vielleicht nicht gerade nach Lachen zumute ist (vgl. Klinikclowns), diese aber trotzdem in der Lage sind zu staunen. Dadurch werden gemeinsame Erlebnisse für die ganze Familie geschaffen, die den Zusammenhalt stärken und emotionale Unterstützung bieten.

Der Fokus der Besuche liegt ganz klar auf dem Überraschungseffekt. Die Zauberer gehen unangekündigt in die Zimmer und überraschen die Kinder. Diese unerwarteten Ereignisse sorgen dafür, dass die Kinder sofort aufmerksam sind und gespannt dem Geschehen folgen. Die Aufgabe der Zauberer ist es, diese Aufmerksamkeit zu halten, indem sie die Kinder, aber auch deren Angehörige, aktiv in die Zauberei einbinden und sie sogar ermutigen, selbst Tricks durchzuführen.

Obwohl die positiven Effekte der Klinikzauberei deutlich sind, wird sie bislang nur sporadisch in Krankenhäusern angeboten. Die Ergebnisse der Masterarbeit zeigen jedoch, dass Klinikzauberei eine wertvolle, nicht-pharmazeutische Intervention darstellt, die das Wohlbefinden von Kindern und ihren Familien während des Krankenhausaufenthalts steigern kann.

Es wird empfohlen, die Klinikzauberei künftig weiter auszubauen und häufiger anzubieten. Um diese positiven Effekte auf eine breitere Grundlage zu stellen, sind jedoch umfassendere qualitative und quantitative Studien erforderlich, die die Auswirkungen der Klinikzauberei systematisch untersuchen und auch die Perspektiven von Eltern und Kindern stärker einbeziehen.


Wir gratulieren der frisch gebackenen Frau Master of Science. Alles Gute, liebe Amelie!

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